19.Mai 2007 – Wörishofen bei strahlendem Sonnenschein.
Im Hof des Hotels „Sonnengarten“ stehen einige Leute in kleinen Gruppen zusammen und plaudern angeregt. Immer wieder fahren Autos mit den verschiedensten Kennzeichen vor. Das Treffen des Jahrgangs 1937 findet heute statt. Viele haben sich seit Jahren nicht gesehen. Aus den jungen Leuten von damals sind 70-jährige Senioren geworden.
Der Initiator und Organisator des Festes ist Josef Plech, unterstützt von Maria Pommersheim, geb. Britt, und von Georg Tuch, als Manager von Festen und Feiern für die Neuarader Landsleute bekannt.
Das Motto des Treffens ist Jean Paul entliehen und lautet. „Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.“
Angereist waren 61 Personen, davon 30 Jubilare und 31 Partner und Gäste. Der feierliche Gottesdienst war für 12 Uhr anberaumt und wurde vom Päpstlichen Kaplan Monsignore Andreas Straub, Visitator für die Seelsorge an den Donauschwaben aus Südost Europa, zelebriert. Er selbst ist ein Neuarader Kind, ein Jahr älter als die Jubilare. In seiner Predigt bezog sich der Pfarrer auf die alte Heimat, fand lobende Worte für die Verdienste von Dr.Schulter, der jahrelang Pfarrer in Neuarad war und alle Anwesenden in Freud und Leid begleitet hat. Der Hinweis auf den Lauf der Zeit machte uns etwas nachdenklich. In diesem Zusammenhang wurde auch unserer Toten gedacht, die namentlich genannt wurden, 19 an der Zahl. Lieder die wir aus Neuarad kannten umrahmten den Gottesdienst.
Durch den darauf folgenden Sektempfang war das Fest offiziell eröffnet. Auch die Nachzügler waren eingetroffen. Nach Kaffee und Kuchen war Fototermin angesagt. Fotografen gab es viele und auch viel Heiterkeit.
Den Höhepunkt erreichte die Feier in einen Konferenzraum des Hotels. Maria Pommersheim hielt eine einfühlsame Rede. Sie blickte zurück auf die Jahre im Kindergarten, in der Grundschule und in den Klassen 5 bis 7. Heitere, auflockernde Momente gab es, als Lehrer mit ihren typischen Merkmalen erwähnt wurden und manch komische Situation aus dem Schulalltag zur Sprache kam. Doch auch der Ernst der damaligen Zeit wurde thematisiert. Der Unterricht war aus den Schulräumen ausgelagert, die Nonnen arbeiteten unter schwierigen Bedingungen bis zum Jahr 1948, als sie über Nacht gezwungen wurden ihren Orden aufzugeben und arbeitslos wurden. Es war die Zeit der Verschleppung unserer Eltern nach Russland. Viele, auch unsere Referentin, blieben ohne Vater und Mutter zurück in der Obhut der Großmutter oder sonstiger Verwandten.
Das Leben ging trotzdem weiter. Es gab nun die staatlichen Schulen, an denen viele Lehrer unterrichteten, die aus Czernowitz vertrieben waren. (Herr Ududek, Herr Ausländer, Herr Schneuer…).
Nach der siebten Klasse trennten sich die Wege. Wenige versuchten es in weiterbildenden Schulen. Die Jungen erlernten ein Handwerk, die Mädchen waren in der elterlichen Gärtnerei beschäftigt. Das hat sich aber bei der folgenden Generation vollkommen geändert. Schon in Rumänien und danach in Deutschland wurde ein Studium angestrebt. Vielen ist auf diese Art die akademische Laufbahn gelungen.
Die Themen Auswanderung und Neuanfang, die ersten Probleme, das Finden eines neuen zu Hause wurden angesprochen.
Es waren Worte, die die Herzen berührten.
Eine DVD, erarbeitet von Josef Plech und dessen Sohn, wurde mit Interesse aufgenommen. Es waren Bilder aus Neuarad, vom Ort selbst, von der Kirche, von der Erstkommunion, von der Schule, Bilder aus dem Kulturleben unter der Leitung von Herrn Marx, Bilder von unseren Trachtenbällen, Bilder vom Friedhof. Alle waren begeistert und die Diskussionen setzten sich nachher in kleinen Gruppen bis zum Abendessen fort.
Auch die Musik trug zum Gelingen des Festes bei. Ein Alleinunterhalter spielte in angepasster Lautstärke Lieder und Schlager aus den 70-ger Jahren. Man konnte gemütlich erzählen, man konnte auch tanzen. Ausklang war um 2 Uhr.
Nach kurzem Schlaf waren dann alle wieder beim Frühstück beisammen. Die beiden Tage waren von Erinnerungen beseelt. Einmütig fand man, dass es sehr schön war, dass es ein Höhepunkt war, der nicht zu überbieten ist. Auf diesem Weg nochmals herzlichen Dank an die Organisatoren und ihre Ehepartner, die sie in Ihrer Arbeit unterstützt haben.
Anni Teichert Organisatoren:
Maria Pommersheim (geb. Britt)
Tel. 089/144413
Josef Plech
Tel. 0841/75355, eMail: josef.plech[at]gmx.net