Franz Teichert, Vollblutmusiker, sentimental aber gleichzeitig eine Frohnatur – so kannten und liebten wir ihn, jahrzehntelang prägte seine Musik unser Neu-Arad.
Die Teichert-Kapelle entwickelte sich zu einer Institution, die nicht nur im Heimatort sondern auch in etwa 20 Banater Gemeinden bei Tanzunterhaltungen, Hochzeiten, Trachtenbälle, Kirchweihfeste, Masken- und Maibaumtänze, Trauben- und Faschingsbälle auftrat. Den Sound seiner Saxophone im Frage und Antwortspiel mit den Trompeten, eingebettet in einem groovenden Rhythmus war einzigartig, eben einfach die Teichertmusik.
Sein zweites Anliegen war die Jugend Neu-Arads. Nachdem das Jugend Kulturhaus darauf wartete einen mutigen Menschen zu finden, der den Drahtseilakt zwischen den kommunistischen Vorgaben und unseren, den deutschen Interessen zu wagen bereit war, blieb es letztendlich nach Franz Marx, Hans Wunderlich und anderen Franz Teichert überlassen. Mit seiner Jugend Kulturgruppe wagte er es jährlich mit zwei neuen Programmen aufzutreten, und das nicht nur in Neu-Arad, sondern in allen kulturhungrigen Nachbargemeinden.
Wie schaffte es ein Familienvater, als Technischer Angestellter einer mittelgroßen Firma, jahrzehntelang die dazu nötige Zeit für seinem Hobby, die Unterhaltungsmusik und die Feuerwehrblasmusik zum Proben und an Wochenenden zum Aufspielen zu haben? Ich denke mal dass seine liebe Frau beim Organisieren voll dahinter stand und ihm dazu den nötigen Freiraum in der Familie ermöglichte.
In letzter Zeit besann er sich seiner aktiven Musikerkarriere und begann die Gepflogenheiten der bespielten Banater Dörfer aufzuschreiben, althergebrachtes Brauchtum und lokale Besonderheiten beim Abfeiern festzuhalten, damit es der Nachwelt erhalten bleibt. Zwei Wochen vor seinem letzten Herzinfarkt mahnte er, unsere gesammelten Faschingsgeschichten schleunigst zu Ende zu bringen, obzwar erst Anfang September der Abgabetermin von der HOG Neu-Arad festgelegt war. Als hätte er es geahnt, das Dankesschreiben unseres Vorsitzenden brachte ihm seine Frau in die Klinik, er konnte es noch lesen. Daheim, beim Aufräumen seines Schreibtisches fand seine Frau an die 230 aufgelisteten Hochzeiten, die er innerhalb von etwa 40 Jahren in Neu-Arad managte.
Kutscheras Wienerlied Weisst du Muatterl was i träumt hab ging ihm sehr nahe, es war eines der letzten Melodien die er auf seinem Akkordeon zelebrierte. Dann, eines Morgens erzählte er, im Traum hätte ihm ein Engel mitgeteilt, er sei im Himmlischen Orchester aufgenommen. Nächste Woche wäre schon die erste Probe, dabei lachte er kräftig wie immer.
Als während der Totenmesse seine drei Enkelinnen engelhaft schön a Capello „Amazing Grace“ für ihren Opa sangen, schloss ich die Augen und meinte zu erkennen, er sei angekommen.
Wir, seine Landsleute danken ihm für sein kulturelles Schaffen in unserer alten Heimat, für die Wiederorganisation der Nachkriegskirchweihen, die er zusammen mit seiner Frau als erstes Kirchweihpaar vorantrieb, für die vielen Kathrein- und Traubenbälle, die in uns lange Zeit das Gefühl einer unveränderten Heimat vermittelten. Vergelt’s Gott dafür!
Franz Teichert verstarb am 29.07.2017 im Alter von 80 Jahren.
F.W. HOG Neu-Arad