Die vorliegende Arbeit bezweckt mehr eine Bestandsaufnahme der in der Mundart verwendeten Wortverbindungen, als das Problem dieser Verbindungen theoretisch zu erörtern. Dabei kann ein Versuch ihrer Einteilung nicht umgangen werden, da diese in der Mundart ziemlich häufig vorkommen. Sie unterscheiden sich nach der Art der Verknüpfung als Summe von Einzelwörtern und selbst nach ihrer semantischen Funktion. Notwendig erscheint es mir, diese Wortverbindungen festzuhalten, weil sie dank der neuen durch dir Aussiedlung in die Bundesrepublik bedingten Umstände verschwinden und als wesentliches Merkmal einer einst lebendigen Mundart betrachtet werden müssen. Die Arbeit kann nicht den Anspruch haben, eine vollständige Bestandsaufnahme der Verbindungen zu bringen; Wert gelegt wurde auf Jene, die für die Mundart von Neu-Arad charakteristisch sind.
Wenn wir die lebendige Mundart untersuchen, stellen wir fest, dass Wörter vom Redefluss isoliert genommen, in einigen Fügungen eine andere Bedeutung annehmen, unterschiedlich von ihrem eigentlichen Sinn als Einzelwort. Im Laufe der Zeit traten bestimmte Wörter durch den Gebrauch in gleiche Beziehungen. Diese Verbindungen festigten sich allmählich und wurden mit der Zeit als sehr natürlich empfunden. Sie bilden Bedeutungseinheiten, die ihrem Inhalt nach der Bedeutung eines Einzelwortes entsprechen (“wase in di maarusch traahe“ hat die Bedeutung: nichts machen). Hier ist zu bemerken, dass diese Verbindungen gefühlsbetont sind und zumeist bildhaft.
Die Festigkeit der Verbindung kann verschieden sein. Während Wortpaare (mit laiwi un knep) relativ beständig in ihrer Verbindung sind, können die Glieder freier Wortverbindungen in neuen Verknüpfungen mit anderen Wörtern auftreten.
Die Wortverbindungen lassen sich nach verschiedenen Kriterien einteilen. Ich möchte die Einteilung dieser für Neu-Arad typischen Wortverbindungen nach ihrer Festigkeit in der Verknüpfung vornehmen. Dabei möchte ich nicht nur solche Verbindungen aufzählen, die Satzteil sind oder festgeprägte Sätze, sondern auch formal geschlossene, selbständige Einheiten, die als solche im Redefluss verständlich werden. (Die Erklärung solcher Verbindungen ist jeweils durch die Hochsprache wiedergegeben.)
1. LAUTUMSCHRIFT Da die Mundart von Neu-Arad ihrer Lautung nach innerhalb der Banater Mundarten eine Sonderstellung einnimmt, sei hier die Lautumschrift der Mundart erklärt. Die Sonderstellung erklärt sich daraus, dass neben den eigentlichen Phonemen (a, e, i, o, u, ), die lang und kurz ausgesprochen werden, auch kombinatorische Varianten derselben auftreten, deren Wiedergabe durch das Alphabet der Hochsprache erschwert ist. Hinweise über die Aussprache dieser Laute sollen das Verständnis der Lautung ermöglichen.
1.1.VOKALE -Kurze Vokale werden einfach geschrieben.
-Lange Vokale werden in der Schrift verdoppelt.
-Im Wortauslaut ist e kurz ausgesprochen.
-Das lange geschlossene e wird in der Mundart mit starker i-Nachtonung ausgesprochen und ist in der Schrift durch ei wiedergegeben.
-Das kurze offene e wird als e geschrieben.
-Das lange geschlossene o wird in der Mundart mit starker u-Nachtönung ausgesprochen und wird in der Schrift durch ou wiedergegeben.
-Der wie in der Hochsprache gelautete Diphthong au wird au geschrieben.
-Der fallend auszusprechende Diphthong ei, ai ist ai geschrieben.
-Der durch oa wiedergegebene Laut ist eine kombinatorische Variante des a und besteht aus einem dem u zuneigenden kurzen o und einem kurzen a. Er wird steigend ausgesprochen
-Der durch ue wiedergegebene Laut ist eine kombinatorische Variante des u und besteht aus einem langen u und dunklem e. Der Laut wird fallend ausgesprochen.
-Der durch ie wiedergegebene Laut ist eine kombinatorische Variante des e und besteht aus kurzem i und kurzem, sehr offenem e, das stark nach der a-Färbung tendiert. Der Laut ist steigend ausgesprochen.
-Der durch ie wiedergegebene Laut ist eine kombinatorische Variante des i und besteht aus kurzem i und dunklem e. Der Laut ist fallend ausgesprochen.
1.2.KONSONANTEN -Von den Explosivlauten wird nur k behaucht und wird in der Schrift durch kh wiedergegeben.
-Der stimmhafte Velamasal wird durch ng wiedergegeben.
-f wiedergibt den stimmlosen alveolaren Verschlussreibelaut.
-ww wiedergibt den stimmhaften alveolaren Verschlussreibelaut.
-seh wird auch vor p und t als seh geschrieben.
Ich habe versucht, die Mundart im Redefluss aufzunehmen. Die phonetische Umschrift scheint somit oft Widersprüche aufzuweisen bei der Aufnahme von harten und weichen Konsonanten. Dies ist daraus erklärlich, dass im Fluss der Rede die anlautenden Konsonanten meist an die vorangehenden gebunden sind, und somit keine Verhärtung der Aussprache eintritt.
2. EINTEILUNG DER WORTVERBINDUNGEN
2. 1. Freie Wortverbindungen.
Die Gesamtbedeutung dieser Verbindungen ist aus der Summe der
Einzelbedeutungen zu erschließen.
Der Zusammengebrauch ist durch den auszudrückenden Sachverhalt begründet. Diese
Wortverbindungen unterscheiden sieh nur formal vom Einzelwort; sie haben wie dieses meist
eine nennende Funktion ( z. B. krousi wesch =große Wäsche, plandse setse =Pflanzen setzen).Da
diese Art der Wortverbindungen für die Mundart keine Besonderheiten aufweisen, sei auf eine
Weiterführung der Beispiele verzichtet.
2. 2. Lose Wortverbindungen. Ein Glied der Verbindung hat eine fachsprach liehe oder besondere Variante, die sich auf das Gesamtbild auswirkt(z. B. houchrundi paredais=Tomatenart. kschpritste tsalaat =Salatart). Hierher zählen wir auch stehenden Vergleiche:
-reide wi e adwokat/fischkal (gescheit reden)
-flink wi e umaatse , wi e wisl (flink wie eine Ameise, wie ein Wiesel)
-di is so wi es aprilwete (launisch)
-owachtgewe wi afdi aiheni auhe (etwas sehr Wertvolles)
-past wi di faust afs auch (passt nicht)
-miid wi e ausgetrukti tsitroune (sehr müde)
-schtoarik wi e pie (stark wie ein Bär)
-des khind is wi e taachpatsl (Teigklumpen,dick)
-wakln wi eschpllaap (zittern)
-flaisich wi e piine (fleißig wie eine Biene)
-pite wi di gal (Galle)
-tik wi e plouspalich (Blasebalg)
-plas wi di maue ( Mauer)
-pleid wi di nacht (dumm wie die Nacht)
-sai auhe sain wi plai (Er ist müde)
-roud wi pluut (Blut)
-ti is wi e pluut (sehr schön)
-tie ( der) is wi e pluudiigl (unersättlicher Mensch)
-tringe wi e pieschtepine (viel trinken)
-tin wi e preit (Brett)
-liihe wi getrukt (lügen wie gedruckt)
-waach wi e pute (weich wie Butter)
-tik wi e wasemilaune (Wassermelone)
-trekich wi e schwai (sehr schmutzig)
-tum wi di nacht (sehr dumm)
-tum wi trai teich reihewete (drei Tage Regenwetter)
-tin wi e zwienfaadn (sehr dünn)
-schtinge wi fauli aije (faule Eier)
-khotse wi e gierwehunt (Gerberhund)
-schtein wi oukwoatsit (fest stehen)
-hoat wi aise (sehr hart)
-khald wi ais (sehr kalt)
-elendich wi e jachthund (sehr mager)
-siis wi e engl (herziges Kind)
-saue wi esich (sehr sauer)
-auhe wi e schtousfougl( sehr gutes Sehvermögen, wie ein Hühnerhabicht)
-falsch wi e hunt (sehr geizig)
-tik wi e fas (sehr dick)
-sitse wi e krot am schlaifschtaa (komisch sitzen)
-sitse wi e krot am schrole (Kröte auf der Scholle)
-faul wi e aas (sehr faul)
-finste wi in sak (sehr finster)
-schwime wi e fisch (sehr gut schwimmen)
-schlau wi e fuks (sehr schlau)
-tum wi e kants (sehr dumm)
-kschaid wi e fischkaal (wie ein Rechtsanwalt)
-kschwind wi de wind (sehr rasch)
-klat wi e schpigl (sehr glatt)
-krei wi es kraas (grasgrün)
-groub wi e khotse (rau wie eine grobgewebte Decke)
-ksaldse wi e hiering (sehr gesalzen)
-schtoarik wi e pifl (sehr stark, wie ein Büffel)
-siis wi hounich (sehr süß)
-hunge wi e wolf(sehr hungrig)
-schtinge wi e ildis (sehr stark stinken)
-launisch wi de april (sehr launisch) wais wi khalich (weiß) wais wi kraide (weiß) schtinge wi kämpfe (sehr laut riechen) tierisch wi e khanoune ( schwerhörig)
-oarem wi e khierhemaus (sehr arm)
-klaa wi e kritsch (sehr klein, wie ein Hamster)
-schtue wi e holtski ots (uneinsichtig)
-hoat wi knohe (sehr hart)
-schwoats wi khoule (schwänze
-rauhe wi e misthaufe (großer Raucher)
-tsoat wi e nune (sehr zart, wie eine Nonne)
-rauh wi e riwaise (sehr rau, wie ein Reibeisen)
-schai wi e rei (scheu wie ein Reh)
-schnaufe wi e kscktopti kants (keinen Atem haben)
-schlecht wi de kasetrek ( wie Straßenkot)
-schraije wi in schpiis (laut schreien)
-schwime wi e holtshake ouni schtiil (schlecht schwimmen)
-tin wi e s chpindl (sehr dünn)
-tandse wi e uewierk (sehr gut tanzen)
2. 3. Feste Wortverbindungen. Diese werden auch Redewendungen genannt und werden dadurch gekennzeichnet, dass sich die Gesamtbedeutung der Einzelwörter, woraus sie gebildet sind, -stgh nicht mit der Summe der Einzelwörter deckt. Wir unterscheiden:
2. 3. 1. Einfache Redewendungen, bei denen ein Glied der Verbindung abgeblasst oder um gedeutet ist. In vielen Fällen ist die Verbindung nur eine erweiterte Umschreibung des Verbs.
-apgleipt ausschaue (älter als in Wirklichkeit)
-mit jemand aprechnen (nichts mehr zu tun haben wollen)
-sich am apsats umtreije (verärgert weggehen)
-ti nuudi apschreke ( Nudel mit kaltem Wasser übergießen)
-ti aksl tsuke (nicht wissen)
-in aln akurat sain (genauer Mensch)
-e altschnaide plaiwe (Junggeselle bleiben)
-ti andwoat schuldich plaiwe (nicht antworten können)
-asn oudn plaiwe (der Atem ausgehen)
-jemand aptrumfe (zum Schweigen bringen)
-in di heich schiise (rasch wachsen)
-es maul aufraise (staunen)
-ti auhe fa ime tsumahe (sterben)
-ti is auskepliiwe (gestorben)
-tes kwand hot ausketiind (ist unbrauchbar)
-pa jemand auskfrese hawe (in Ungnade fallen)
-asn roume fale (aus dem Rahmen fallen)
-khan guude ausgang neme (nicht gut enden)
-ten alde trek auskraawe (Vergessenes hervorbringen)
-tat owe khochts wide was tsam (ein Unwetter kommt)
-in di auslach schtele ( zur Schau stellen)
-jemand ausrichte (Seh l echtes reden)
-aane ausschloufe (nüchtern werden)
-jemand sai hiets ausschite (seine Not klagen)
-etwas afs aisesti khume lose (aufs Äußerste kommen lassen)
-etwas aussetse (kritisieren)
-sich ausschtreke gein (sich hinlegen)
-jemand ans auswische (jemanden schlagen)
-tes is sou e pape laptje (tappig, rum. papa l apte,Mi Ichesser)
-paade gein (verloren gehn )
-e poufl tsammahe (misslungene Arbeit machen)
-ti hot sich rasiet (betrogen werden)
-am basar kein (zur Müllablage)
-pugl mach tich tsu paiich (Man möchte noch gerne essen)
-tie is paamschtoarik (stark wie ein Baum)
-tes is e paamlange laki (großer, magerer Mensch)
-tes is e paamwaldsihe kiel (Der ist nicht ernst zu nehmen)
-jemand peoarwaide (überzeugen wollen)
-ten sai auhe sain tsugepune (Er merkt nicht, was um ihn vorgeht)
-sich tsu fruu pine (zu früh heiraten)
-tes is e guudes pisl (leichtfertiges Frauenzimmer)
-tes is e guudes frichtl (leichtfertiges Frauenzimmer)
-aane plitse (einen trinken)
-ti is kants aufkepliit (Die ist hübsch geworden)
-schpundus hawe (schuldbewusst sein)
-ti hot sich auskepluut (Sie hat ihr Letztes hergegeben)
-ti is prandich an iire seil (ein schlimmes Kind)
-ti is es prout selwe (ein guter Mensch)
-ti prust kewe (kleines Kind stillen)
-ti kandsi pruut is niks wiet ( Es sind schlechte Menschen)
-ti priit was aus (Sie wird krank)
-pufalo schaue (den Hintern zeigen)
-jemand sai pingl pake (wegschicken)
-tes is aa firma (Die sind alle gleich schlecht)
-tes is schpaanisch (unverständlich, komisch)
-une aan tach schpiile (zusammenhalten)
-pa ten is niks tahaam (Der ist dumm)
-pa ten is niks tehine (Der ist dumm)
-ti isjo teneiwe (daneben sein)
-mai tierem krähe (hungrig sein)
-ime ales hitekln (gut bedienen)
-teschperaat sain (zerstreut sein)
-tes is sou e trach (Drache, böse Frau)
-jemand turichtresche (schlagen) sich ime am flek treije (nicht weiter kommen)
-tes is e manditreije (unsteter Mensch) sich fetruke (weglaufen) sich fetufte (verschwinden) jemand turichwakln (verprügeln;
jemand turichwikse (verprügeln)
-sai tuascht schtile (trinken)
-ti khan sich mol was aipilde (hochnäsig ohne Grund )
-tie woa wide wuu aigekhiet (ist betrunken)
-tes woaremol (Das ist vorüber)
-sowas raist ai (greift um sich)
-tes wiet sich schun wide airenge (in Ordnung kommen )
-ti hot schun fiil aischteke mise ( Sie hat schon viel ertragen)
-ie is in sai element (fühlt sich wohl)
-in di ied (Erde) kein (sich schämen)
-tes is sou e eisistrumpeide (schlechter Kerl)
-tes tauet eiwich (sehr lange)
-tes is sou e ekstrawuascht (Einzelgänger)
-fa tsoan eksplodien (aufbrausen)
-tes is faktisch sou (wirklich)
-foarp pekhene (etwas eingestehen)
-fakse mähe (Grimassen schneiden)
-fechte kein (betteln, aus dem Handwerksleben)
-tes feld raame (aus dem Wege gehen)
-sich min faije schpiile (Unerlaubtes machen)
-tes is e kuudi firma (schlechter Mensch)
-sich nit tun flek rien (nicht weggehen)
-khanst flete plouse (Es ist nichts mehr zu machen.)
-nit in frouch khume (nicht in Frage kommen)
-ten knade schtous kewe (den Gnadenstoß geben)
-krähe in ali fuuhe (auseinenderfallen)
-afaiheni fiis schtein ( selbständig sein)
-jemand fuus schtele (Schwierigkeiten machen)
-kut in fute schtein (gut aussehen)
-es maul aufschpien (gähnen)
-kschpraitst kein (stolz sein)
-tun kesten sain (sich nicht auskennen)
-tes khan kschtoule wien (ist unwichtig)
-ti kosche halde (ruhig sein)
-te tsuch foat toch afsadelach ( Saderlach) (wenn jemand sich unersetzlich glaubt)
-khan halt hawe (haltlos sein)
-ti hand ins faije leihe (für jemanden bürgen)
-hand afs hiets (die Wahrheit sagen)
-mit ali tswaa hend apwien (dagegen sein)
-jemand de s handwierk leihe (Ungerechtigkeit aufdecken)
-tun aihene schatn angst hawe (verängstigt sein)
-une di hauwe khume (heiraten)
-ti macht sich kuut raus (wird hübsch)
-ten schpiis umtreije (etwas vergelten)
-aane rune raise (gut schlafen)
-jemand hi un hie tsiihe (vemarren)
-jemand apkhapitln (kritisieren)
-äs te khierich plauden (etwas verraten)
-tes is e ieschtklasihi woa (Ware) (gute Ware)
-ti hot e klaps (ist übergeschnappt)
-te s is sou e lausknike (Geizkragen)
-sai khupfe pake (verwiesen werden)
-khumeidi mähe (lärmen)
-am khop kfale sain (nicht zurechnungsfähig sein)
-min khop turich ti wand rene (etwas Gewagtes machen)
-ti is khoats ougepune (schroff)
-sich es leiwe neme (Selbstmord begehen)
-ti lefite leise (jemanden beschimpfen)
-tes mous (Maß) felien (übertreiben)
-es maul fetsiihe (unzufrieden sein)
-jemand an de naase rumfien (vernarren)
-afti nierfe kein (argem)
-etwas organisien (klauen)
-kha miine fetsiihe (gefühllos sein)
-niks kuudes in schild fien (keine gute Absicht haben)
-af etwas schnaid hawe (etwas gerne besitzen)
-ten schwants aitsiihe (sich klein halten)
-seilich sain (betrunken sein)
-ten is ti schprouch kfale (erstaunt sein)
-te wai hot en schtich (Der Wein ist verdorben)
-schtopln kein (nach der Ernte Getreide oder Obst suchen)
-etwas afs tapeit pringe (etwas vorbringen)
-ti iwefue fesaame (eine Gelegenheit verpassen)
-tie tsuch is foat (eine Gelegenheit verpassen)
2. 3. 2. Eigentliche Redewendungen. Die Einzelwörter dieser Verbindungen sind in lockerer Beziehung zueinander. Der Sinn der Verbindung muss verallgemeinert oder übertragen werden, wobei der Schlüssel meist die bildliche, übertragene Variante eines ihrer Bestandteile ist. Diese Bildhaftigkeit kann auch verloren gegangen sein, sodass die Wendung als solche gilt.
-jemand aifaame (anschmieren, faam=Schaum)
-ten raam apschepe (das beste für sich nehmen)
-jemand di haut aptsiihe (ausnützen)
-tes paprikemispedl (Mistbeet) apkhambln (den reifen Paprika ernten)
-tes khaaft im khaane a (Das glaubt niemand)
-ti is schun in abraham schous (ist gestorben)
-pa tiere is e apkrutscht (hat keinen Erfolg)
-jemand apschpaise (abfertigen, betrügen)
-ti schwainischi austsierung hawe (dick werden)
-ti englischi krankhaft hawe (faul sain)
-tes pitsiki bot en achte (ist deszentriert)
-tes is asn ef (ausgezeichnet)
-mit jemand oupandln (Pandl=Schnur) (hofieren)
-angst hawe tun sai aihene schatn (verängstigt sein)
-jemand apkhotse (anschnarren)
-ti house ausschtauwe (verprügeln)
-te schpinaat hot ougetsouhe (ist teurer geworden)
-tes sain so aufkeplouseni (eingebildete)
-tes is sou e tschine ka mine (rum.:Wer ist so wie ich?) (eingebildet sein) jemand aifaadln (hintergehen)
-es paad auskiise (etwas auslöffeln)
-etwas austunge (ins Reine bringen)
-pa ten is ti weit mit prete tsugschlaahe (Der ist dumm) e pleheni loarfe aufsetse (schamlos sein)
-ti is nonit (noch nicht) aufketaut (ist noch schüchtern)
-ten alde trek aufwiile (Bekanntes hervorbringen)
-sai auhe sain kants keprohe (Er ist krank)
-in krautkoade schaue (schielen)
-aa auch tsutruke (etwas übersehen)
-jemand es licht ausplouse (umbringen)
-jemand es fei aptsiihe (betrüen)
-etwas auskhohe (etwas Schlechtes vorbereiten)
-sai koudi (Patin) austsaale (wenn kleine Kinder jemand benässen)
-afti langi pank schiiwe (nicht gleich erledigen)
-ins kraas paise (sterben)
-tie is kuut fenewlt (betrunken)
-tie is kuut ploup (betrunken)
-mit jemand plindi khuu schpiile (vemarren)
-etwas turich ti plume saahe (nicht direkt sagen)
-en pok schiise (eine Dummheit machen)
-khan poudn fine (unersättlich sein)
-ins pokshoanjaahe (Angst einjagen)
-iwe de schnue schlaahe (etwas übertreiben)
-en pouhe tsu wait schpane ( haltlos sein)
-fisch harne ( haben wir) khaaft (wenn jemand etwas falsch versteht)
-afwaiskluut pringe (aufs äußerste treiben)
-pan pilihejohan aikhaafe (stehlen)
-une aan huut schtike (zusammenhalten)
-aans afs tach kreihe (eine Ohrfeige bekommen)
-etwas tamisch schlaahe (stehlen)
-sich noch te teke schtreke (nicht überheblich sein)
-e toan in auch sain (nicht gerne gesehen werden)
-ten matndl treije tun wu de wint hie khumt ( unsteter Mensch)
-jemand truke rasien (betrügen)
-ti tumhait schaut pa ten äs ti auhe ^ctumm sein)
-tun etwas kha tunst hawe (keine Ahnung haben)
-ti khete turichpaise mise (wenn man zum ersten Mal in eine Stadt kommt)
-ums ek schiise (Dummheiten machen)
-es ingwaat (Eingeweide) rauskhume (sicn erbrechenJ
-sich englisch empfeile (davonlaufen)
-ten is kha kraitse geld in sak kepliiwe ( erschrocken sein)
-fieschtegeld kewe (davonlaufen)
-jemand e laus in pelts setse (etwas Schlechtes machen)
-langi finge hawe (stehlen)
-jemand umen (um den) finge wikln (jemanden lenken)
-in di flasche schaue (trinken)
-tes hot fligl kricht (ist gestohlen worden)
-jemand di fligl schtutse (Freiheit einschränken)
-ti fligl henge lose (entmutigt sein)
-un wens haikawl reihet (unter allen Bedingungen)
-etwas iwe di lewe rutsche (zornig werden)
-jemand den laufpas kewe ( sich von jemandem trennen)
-jemand afn laim kein (betrogen werden)
-kha aihene weihschtaije hawe (sehr schwach sein)
-tie hot aane in knak sitse (ist betrunken)
-tes is kepfefet (sehr teuer)
-tes kwite khan louskein (Man ist auf Schimpfen gefasst)
-ti is äs klaas (feingliedrig, zart)
-an di krousi kloke henge (etwas ausschreien)
-moarik mähe (in der Nase bohren)
-kriiskneidl kese hawe (wenn jemand leise spricht)
-pa aa hoa (fast)
-ten schlecht te hawe (ist übermütig)
-jemand ti hei haasmahe (jemanden überfordern)
-tes hiets in di house fale (Angst haben)
-es hiets am rechte flek hawe (korrekt sein)
-jemand sai hietspingi sain (jemanden lieb haben)
-tou raist am es hiets ap (Man hat Mitleid)
-in saure apfl paise (etwas Unangenehmes machen müssen)
-turich ti hinetie ieleidihe (etwas mit Verbindungen erledigen)
-jemand hiene (Hörner) aufsetse (jemanden verulken)
-jemand di house nunemahe (jemanden schlagen)
-te hunt sol de es maul apschleke (scherzhaft böse sein)
-khan plouwe tunst tun etwas hawwe (keine Ahnung haben)
-tie hot en khoude (betrunken sein)
-foa sai aiheni tie khien (sich um sich selbst kümmern)
-en kail neitraiwe (Zwistigkeit säen)
-ti khietse halde (Intimes wissen)
-ti khierich pleipt toch in oat (Ort) (Es ist nichts geschehen)
-mit ten käme en khierheturm umschmaise (ist so dumm)
-mit ten is schwie khiesche proke (schwer auszukommen)
-sich an e schtrouhalme klame (Rettung suchen)
-jemand um e khop klene mähe ( umbringen)
-jemand afs khoan neme (verfolgen)
-te kraahe platst (ist zornig)
-tou khan me es kraits mähe ( Das ist verloren)
-iwe di lewe rutsche (jemanden ärgern)
-jemand e loch in pauch reide (lange einreden)
-en kuude maahe hawe (viel vertragen)
-sai pingi pake (weggehen)
-nimie fiil mist mähe (bald sterben)
-an di krousi truml henge (ausplaudern)
-e radi tsu fiil hawe (nicht zurechnungsföhig sein)
-nonit truke hine di oarwaschl sein ( sehr klein, unerfahren)
-jemand di schwoade aptsiihe (verprügeln)
-es sain schindl am tach ( Ein Unberufener hört zu)
-sich tsu en neikhierwl schloufe (lange schlafen)
-pa teni is schmalhans kugimaaste (leben sehr arm)
-wise, wu am de schuch trukt (wissen, wo es fehlt)
-tou is schwam triwe f Es sei versessen)
-sich afti soule mähe (weggehen)
-sai maul am nagl henge (sparen)
-in schpatseverein sein ( sie Kopfbedeckung nicht abnehmen)
-tou mist me am paam schloufe (nicht zurechnungsfähig sein)
-jemand ti schtange halde (zu jemandem halten)
-en schtifl tsamvetseile (dumm reden)
-lieres schtrou tresche (nichts sagen)
-ti prii feschite ( etwas Schlechtes anrichten)
-sich en roude rok fediine (jemanden verpetzen)
-en hiergot den taah schteile (nichts machen)
-raine tisch mähe ( etwas klarstellen)
-ti weit fa e paskaihe ouschaue (etwas verkennen)
3. SPRICHWÖRTER Sprichwörter enthalten in abgeschlossener Form einen gewissen Erfahrungsschatz des Volke;
und werden als Ganzes in die Rede eingeflochten. Sie haben dank ihrer Verallgemeinerung einen überzeugenden Charakter und werden in der Mundart relativ häufig verwendet. Ich will hier nur solche Sprichwörter aufnehmen, die sehr häufig verwendet werden oder sprachliche Besonderheiten aufweisen:
-te apfl fald nit wait tun paam
-wie fiil oarwat, hot kha tsait fa geldfediine
-niks is kuut fa auhewei
-te kruuh keit so lag tsun prune pis e precht
-was sich tswat, tes trit sich
-was me dehairat mus me nit dewietschafte
-wie fiil froucht keit laicht ie
-wi me in wald schrait, schraits tsuruk
-langi hoa, khoatse festand
-ali naihi peisn khien kuut
-foati traipts handwerk
-te toun macht ti muusich
-in de nout frest te taifl fliihe
-schtrengi hien regien nit lang
-wie schmiet, tie foat
-aa schwalme pringt khan sume
-wen me en taifl fa kfademan hot, kumd me nit in di hei
-ali wune tauen na siwe teih
-tie sucht, tie find
Sowohl Wortverbindungen, als auch Sprichwörter sind lebendiger Bestandteil der Mundart und beweisen den Sinn der Mundartsprecher für eine lebendige und anschauliche Sprache.
Franz Straub